Unspektakulärer Sonntag
Der Sonntag verläuft eher unspektakulär. Ich und mein Vater treffen uns mit dessen Studienfreundin Bettina. Auf dem - normalerweise 10 Busminuten beanspruchenden - Weg unterläuft uns ein Lapsus, der die Fahrzeit auf über eine Stunde verlängert, um es einmal im “Deutsche Bahn”-Euphemismus zu formulieren. Die “Marschutka” steuert zwar - wie gewünscht - den Sovietplatz an, bloß steigen wir, in Ermangelung von Ortskunde, auf der falschen Seite zu. So gibt es eine längere, unerbetene Stadtrundfahrt für immerhin in ökonomischer Hinsicht akzeptable 15 Rubel. Den Rest des Tages schreibe ich in der Wohnung an meinem Reisetagebuch, wobei ich mir meine bescheidene iTunesbibliothek mehrere Male durchhöre. Außerdem verabrede ich mit Anaida, dass Ira am Montag mit mir eine Physik-“Lektsia” besuchen wird. Leider um 8 in der Frühe. Wir vereinbaren ein Treffen um 7:50 am Fremdprachfakultätsgebäude beim Sovietplatz.
...read moreScharlatanerie im heiligen buddhistischen Datsan
Nachdem ich mich unter der Aufbringung schier übermenschlichen Kräfte um 2 Uhr fast pünktlich zum Sovietplatz begebe, finde ich Nastya mit einer Studienfreundin und dem Au-Pair Nora vor. Da ich schon beim kleinen tibetischen Datsan war, beschließt Nastya, dass wir zum größten russischen Datsan fahren, dem Datsan bei Iwolginsk. Sogar der Dalai Lama persönlich war schon einmal in diesem Datsan. Die Fahrt mit der “Marschutka” dauert knapp 40 Minuten. Wieder einmal mehr legt der Fahrer einen Fahrstil an den Tag, der einen Glauben macht, man befände sich nicht in einem Kleinbus älteren Semesters, sondern in einem fabrikfrischen Porsche Cayenne. Angekommen staunte ich nicht schlecht: Selbst im tiefsten Sibirien in einem buryatischen, buddhistischen Kloster, hatte sich der Kapitalismus Bahn gebrochen: Gleich am Eingang wurden die Besucher von einer kleinen Armada an Verkaufsständen in Empfang genommen, die von billigstem Tand bis hin zu passablen Handschuhen alles anboten. Es folgte ein Gang über den vorgegebenen Rundweg auf dem man allerhand Gebetsmühlen passiert, an welchen man Kleingeld in eine Dose wirft, um die Gebetsmühle anschließend, je nach Glaubensfestigkeit, unterschiedlich enthusiastisch zu drehen.
Baikalsee
Die 2-tägige Fahrt zum Baikalsee am Donnerstag ist eher umspektakulär, auch der Aufenthalt selbst. Nach der Ankunft geht es gleich zum Mittagessen. Die Speisen sind opulent und fischzentriert. Nachdem die Gruppe sich daran gütlich tat ging es zum, das mausgrau des wolkenverhangen Himmels widerspiegelden, Baikalsee.
“health day” und ein echter betrunkener Russe
Der nächste Tag nahm sich da schon viel entspannter aus. Der “health day” stand auf dem Programm der Universität und es gab deshalb auch keinen Unterricht. Stattdessen gab es im Stadion der Universität einen Tag lang Sportwettkämpfe und eine große Eröffnungsshow. Ich war mit Yana dort und stellte erstaunt fest, dass inmitten der Menge eine Traube von circa 8 Chinesinnen stand, die sich auf Chinesisch unterhielten. In Sibirien. Na ja, so ist die globalisierte Welt.
Harvard Professor und Todesangst im sovietischen Vergnügungspark
Heute darf ich an die Uni und eine Vorlesung von einem Harvard Professor besuchen, der als Gastdozent eine Vorlesung über die Arktis und die Antarktis hält. Am Morgen treffe ich Ira und sie führt mich durch die Uni und erklärt mir die verschiedenen Fakultäten. Die Uni ist nicht mit einer deutschen Universität vergleichbar: Die Wände und Fußböden sind schief und überhaupt hat das Gebäude seine besten Tage schon hinter sich. Im Treppenhaus treffen wir zufällig Sascha, der ebenso spontan beschließt seinen Deutschunterricht zu schwänzen. Gegen 9 stößt noch Anaida zur Gruppe hinzu und wir gehen in die Uni-Mensa, die erstaunlich klein ist, aber dafür hervorragendes Essen zubereitet. Mir fällt auf, dass das Besteck aus Aluminium statt aus Edelstahl ist.
Diese nette “babuschka” hat mich als “mein Sohn” und mich gleich darauf als dumm bezeichnet
...read moreRussisches “strikeball” und russische Willkommenskultur
Am nächsten Tag treffe ich Timur, den ich auch auf Couchsurfing kennengelernt habe. Er ist Englischstudent und spielt in seiner Freizeit “airsoft” oder wie es in Russland genannt wird: “strikeball”. Jeden Samstag treffen sich etwa 10 Spieler um in echten Militäruniformen mit Plastikkügelchen aufeinander zu schießen. Diesen Samstag geht es in den Wald außerhalb der Stadt. Ich habe extra eine Militärhose für 900 Rubel und eine Schutzbrille gekauft. Timur leiht mir seine Automatikwaffe und eine echte deutsche Tarnfleckjacke. Schnell merke ich, dass die Sprachbarriere leider ein Kommunizieren mit den anderen Spielern erschwert. Natürlich kann ich nicht verlangen, dass nicht mehr in Russisch, sondern in Englisch gesprochen wird. Hinzu kommt noch, dass die meisten kein Englisch sprechen. ...read more
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