Der nächste Tag nahm sich da schon viel entspannter aus. Der “health day” stand auf dem Programm der Universität und es gab deshalb auch keinen Unterricht. Stattdessen gab es im Stadion der Universität einen Tag lang Sportwettkämpfe und eine große Eröffnungsshow. Ich war mit Yana dort und stellte erstaunt fest, dass inmitten der Menge eine Traube von circa 8 Chinesinnen stand, die sich auf Chinesisch unterhielten. In Sibirien. Na ja, so ist die globalisierte Welt.

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Hier sieht man, warum es Russische Föderationen heißt.

Nach etwa der Hälfte der Eröffnungszeremonie, der ich von der Tribüne aus beiwohnte, ging Yana mit mir, Sascha, Ochirma und einem anderen Mädchen, dessen Name mir partout nicht einfallen will, zu Mittag essen bei Appetite - eine kleine Kette, die gutes Essen zu erschwinglichen Preisen anbietet. Die Besonderheit war, dass beide Mädchen vom Land kamen und ich anscheinend der erste Ausländer war, den sie gesehen hatten. Englisch sprachen die Beiden nicht, oder sie waren nicht gewillt Englisch zu sprechen. Jedenfalls konnte das Mädchen - was wegen meines löchrigen Gedächtnisses auch weiter ohne Namen bleibt: Mea culpa und Asche auf mein Haupt! - etwa 5 Minuten ein paar Sätze auf Chinesisch mit mir austauschen, da sie Chinesisch studierte. Danach liefen wir noch ein wenig durch die Stadt. Am nächsten Tag werde ich für 2 Tage nach Enchaluk zum Baikalsee fahren. Der Anlass ist eine Konferenz der Fakultät für Fremdsprachen zur Ehrung einer Jubilarin. Daher packe ich meine Koffer und fahre mit dem Taxi zur Wohnung. Dort packe ich die notwendigen Sachen ein und schreibe Anaida eine SMS : “I think i should come by to say bye”. Nur, dass ich statt nach geplant einer Stunde nach zwei Stunden aufkreuzte. Ich habe ein paar elektronisch Bücher und einen Film (“Dual M for Murder”) mitgebracht. Wir überspielen sie auf Anaidas Laptop. Danach kreieren wir noch ein kurzes “viral video” mit Sascha in der Hauptrolle. Das Videomaterial stammt von dem Seniorenfitnessplatz. Es ist wahrhaftig ein gelungenes Video mit allem Chichi, ach was sage ich: Ein Meisterwerk, das seines gleichen sucht. Anaida lädt es bei vk.com hoch, dem russischen Äquivalent zu Facebook (Der Unterschied ist, dass dort nicht NSA und CIA sondern KGB und FSB die Daten abschnorcheln). Leider bescheidet Sascha die Nachfrage, ob das Video denn bei Youtube hochgeladen werden dürfe, nicht positiv und das Video mit dem Titel “Crazy Buryat” muss wieder gelöscht werden. Sonst würde ich es auch hier dem geneigten Leser stolz darbieten. Ansonsten habe ich mich noch ein wenig an den kleinen Katzenjungen, die Ira interimsmäßig aufgenommen hatte, delektiert. Irgendwann wurde ich dann auch aufgefordert zu gehen und Ira und Anaida begleiteten mich noch ein Stück, wobei wir eine Begegnung eher unerfreulicher Art machten: Ein echter, betrunkene Russe, wie er im Buche steht. Zum Glück war er nicht auf Krawall gebürstet, dennoch ist einem 2 Meter großen Betrunkenen gegenüberzustehen kein Erlebnis, dass man gemacht haben will. Nachdem der Betrunkene von dannen zieht verquatschen wir uns noch etwas und verabschieden uns schließlich.