Zuerst einmal etwas allgemeines zu meiner Vorliebe für amerikanische und britische Fernsehproduktionen: Übermäßiger Fernsehkonsum wird ja gerne mit dem Bild der in die Kneipe gehenden Eltern in Verbindung gebracht, wo in so einem Fall zuhause dann Spongebob auf die Kleinen aufpasst. Auch wenn es in meinem Fall nicht so schlimm war, ist es zumindest so, dass mir, wenn man so will, Spongebob Englisch gelehrt hat.

Im Nachhinein kommt es mir selbst wie reiner Wahnsinn vor, dennoch muss ich nach 9 Jahren Englischunttericht (seit der 3. Klasse in der Grundschule) konstatieren, dass mich englischsprachige Serien und Filme besser und schneller mit einem profunden Englischwortschatz ausgestattet haben als 9! Jahre Unterricht im Bildungssystem dieses Landes. Und nicht nur das, nein auch Einblicke in die amerikanische und britische Kultur und das dortige Selbstverständnis waren Dinge die zwar auf dem Lehrplan standen, aber niemals im Unterricht intuitiv und enthusiasmierend (ok ok, klingt abgebrochen, aber ich wollte das Wort schon immer einmal verwenden) vermittelt werden konnten.

Gerade wenn man heutige Politikergenerationen mit noch teilweise dürftigen Englischkenntnissen betrachtet, so muss einem klar werden, dass die Schule in punkto Sprachvermittlung einen echt dürftigen Beitrag leistet. Ich stelle fest, dass im Internetzeitalter (Steinzeit, Bronzezeit, Internetzeit?) viel mehr Schüler viel besser und effizienter Englisch lernen als jemals zuvor. Ich kenne ziemlich viele, die sich hauptsächlich englischsprachige Filme und Serien ansehen und in der Folge ganz natürlich die Sprache lernen.

Ich gehe sogar so weit, zu sagen schreiben, dass es Teil des Schulsystems sein müsste, den Schülern Zugang zu zumindestens englischsprachigen Serien und Filmen zu geben. Und jeder sollte auch Zugang zu einem Smartphone mit einem Englischwörterbuch erhalten. Wer schlägt denn ernsthaft noch in einem 500-seitigen Schinken nach wenn er gerade mal ein Wort in einem Buch, einem Film etc. nicht versteht? Ich schätze mich glücklich, da ich all solche Dinge habe, aber so etwas sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die offen für alle Schüler ist.

Auch ich hatte nicht das Geld mir jede Serie und jeden Film auf Plastikscheiben aus einem Laden oder über das Netz zu kaufen. Ich habe mir ausgeholfen indem ich mich zuvorderst der Piratenbucht und diversen Filehostern bedient habe. Bildung dank Raubkopierern? Tja, wer hätte das gedacht. Mich würde es nicht wundern, wenn diese Entwicklungen tatsächlich die Gesellschaft positiv beeinflusst, hin zu mehr Kosmopolitismus. Warum diese Entwicklung nicht Eingang in die Bildungspolitik findet ist mir ein Mysterium.

Statt die Chancen zu sehen wird nur gesehen, dass sich eine Kostenloskultur verbreite. Wieso eigentlich nicht? Wie sähe denn eine Kostenloskultur aus? Man stelle sich das einmal vor: Jeder Schüler einer weiterführenden Schule erhält jeden Monat einen Gutschein über 100€ für englischsprachige Serien, Filme und Bücher. Und beim lernen jeder anderen Sprache gibt es noch einmal einen entsprechenden Gutschein. Weitergedacht wäre mit dieser Kostenloskultur nicht viel mehr eine Insel der Seeligen geschaffen als der Untergang des Kulturbetriebs? Zumal es die Neugier für anderes fördert und eine all zu sehr an eine Monokultur erinnernde Einengung des Medienkonsums auf Deutsches vermeidet.

In vielen kleinen skandinavischen Ländern in denen es keine Synchronfassungen von Filmen und Serien gibt, sind die Schüler nachweislich sprachlich den deutschen Schülern eklatant überlegen.

Ich will, dass die Kostenloskultur endlich Realität wird! Irgendwann muss die Evidenz doch auch die verkrustetesten Strukturen zur Anerkennung der Realität führen, welche da lautet: Fremdsprachenunterricht ist, so wie er sich heute an den allermeisten Schulen gestaltet, selten wirklich sinnhaltig. Das heißt, kostenlose Kultur durch (hinreichende) Kostenloskultur. In diesem Sinne: Sharing is caring.

image

Quelle: fanpop