Wie war dein erster Tag im Bundestag? Lecker, so lautet die lakonische Antwort.

Die etwas ausführlichere lautet hingegen, wie folgt:

Es begann damit, dass ich mich, wie vereinbart gegen 10 Uhr zum Eingang 68a des Jakob-Kaiser Hauses begab - zumindest dachte ich das. Glücklicherweise sah man es mir nach, dass ich - wohl in der Aufregung des ersten Tages noch etwas derangiert - zielstrebig am richtigen Eingang vorbeigelaufen war. Die Pförtner ließen mich passieren und stellten mir einen vorläufigen Gästeausweis aus. In der eindrucksvollen Lobby durfte ich einige Minuten auf Axel, den wissenschaftlichen Mitarbeiter von Ralf Kapschack, warten. Während des Wartens konnte ich mich ein wenig wundern, wie einfach es doch ist, in das Gebäude zu kommen. Bei der Terrorpanik, die die hiesige Innen- und Verteidigungsminister zur Begründung unterschiedlichster Vorhaben heranziehen, fiel es einem durchaus auf, dass hier anscheinend ein doppelter Standard herrscht.

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Nach einer kursorischen Einführung durch Axel, bekam ich gleich meinen ersten Arbeitsauftrag: Einen Hausausweis für mich beantragen. Weil Monatsanfang war und immer dann viele neue Mitarbeiter ihren Dienst anfangen, durfte ich mir eine Nummer ziehen und  - gefühlt - ewig und drei Tage warten. Das mehr oder minder intelligente Ausgabegerät teilte mir freundlich mit, dass noch 27 Andere vor mir warten würden, was in ein unwillkürliches Aufstöhnen meinerseits resultierte. Genau so, wie ich es schon bei denen beobachten konnte, die vor mir dran waren.

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Hier ist das zuständige Referat für die Ausstellung von Hausausweisen angesiedelt

Mit dem neuen Mitarbeiterausweis konnte ich dann auch sogleich ohne lästige Sicherheitskontrollen ins Jakob-Kaiser-Haus. 

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Damit kommt man überall hinein - nur gratis Eis gibt es damit nicht!

Dann ging es auch schon an die Arbeit. Gut, besonders viel gab es noch nicht zu tun. Axel wies mich in die Geheimnisse des Büros ein, angefangen beim elektrischen Sonnenschutz, bis hin zur Sanitäranlage im Wandschrank. Auch meinen zukünftigen Arbeitsplatz inklusive Dienstnotebook durfte ich ebenso bestaunen. Nicht schlecht, damit lässt es sich arbeiten, könnte man an dieser Stelle sagen, ohne des Lügens bezichtigt zu werden. Ich bekam aufgetragen, morgens die Post zu holen. Freudig erregt ließ Axel mich wissen, dass Herr Kapschack zur CeBit eingeladen ist und er die Einladung “Ralf solange hinterhertragen [wird], bis er ja sagt”. Beim Thema Post erfuhr ich auch gleich noch, dass sämtliche Post zwar auf Ungefährlichkeit hin untersucht wird, sie aber ansonsten ohne Spam-Filter weitergeleitet wird. “Du glaubst gar nicht, für was für völlig absurde Sachen es alles eine Lobby gibt” klärte Axel mich auf und teilte mir im Anschluss mit, dass ich später beim Postsortieren helfen sollte, um einmal zu sehen, was alles nicht einmal dem Abgeordneten unter die Augen kommt, weil es zuvor aussortiert wird. 

Aber dann ging es erstmal zum Essen in die Kantine, wo es ein wirklich vorzügliches Essen für einen günstigen Preis von etwa drei Euro gibt. Auf dem Weg dorthin erklärte mir Axel, dass sämtliche Liegenschaften des Bundestags unterirdisch verbunden sind, und dass man, wenn man nicht will, keinen Fuss auf die Straße zu setzen braucht. Während des Essens erfuhr ich noch, dass Axel den Wahlkampf von Herrn Kapschak geleitet hatte, und dass er anschließend gefragt wurde, ob er nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Berlin arbeiten möchte. Wie ich dann noch erfahre, wird die Kantine von allen, die im Gebäude unterwegs sind, genutzt und deshalb kann man hier auch schonmal eine politische Berühmtheit treffen. “Letzte Woche war Peer Steinbrück hier”, bemerkt Axel. Ich versuche mich in die Situation hineinzuversetzen: Für mich wäre das in etwa so, als ob ein 14-jähriges Mädchen Justin Bieber in der Schulkantine treffen würde. Eine alberne Aussage? Das zu sagen wäre so, wie wenn ich Eulen für meine schlechten Vergleiche verantwortlich machen würde!

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Auf diesem Flur rechts liegt das Büro

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Das ist der Praktikantenarbeitsplatz

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Spieglein, Spieglein an der (Schrank-)Wand, wer ist die größte Koalition im Land?

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Okayes Internet… Nur gibt’s kein WiFi, weil: zu teuer! Erst 2017! o_O

Nicht zu verkennen ist das extravagante Design der Sanitäranlagen im Paul-Löbe-Haus. Das dortige Interieur hat etwas so transzendentales und kontemplatives, dass so mancher, der nach einer hitzigen Debatte das stille Örtchen aufsuchte, anschließend durch sein Auftreten als Inkarnation der Ausgeglichenheit und Ruhe selbst überrascht haben dürfte.

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Meditationsraum oder doch nur Toilette? Vielleicht beides?

Auch sonst manifestieren Architektur, Inneneinrichtung, ja sogar die Schilder vor den Büros mit jeder Faser, dass Deutschland die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Die schon als Kunst zu betrachtende Architektur ist angereichert mit zahlreichen Kunstinstallationen, welche sich überall in den Gebäuden finden lassen.

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Aufzüge, wie Kulissen aus “2001 - eine Odyssee im Weltraum”

Ein weiteres erstes Mal für mich, war die Begehung der Reichstagskuppel. Netterweise braucht man mit dem Hausausweis dafür nicht anstehen, sondern kann über einige recht verworrene Wege dorthin gelangen.

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Insgesamt ist es frappierend, wie leicht zugänglich das “Herz der Demokratie” doch ist. Beim Betreten der “Liegenschaften des Bundestags” scheint es mir irreal, wieso ich, der ich doch nur ein Feld-, Wald- und Wiesenbürger bin, Zutritt zu diesem eminent wichtigen Institutionen erhalte. Vielleicht ist es auch nur ein unterbewusstes Vorurteil, das vom bürgerfernen und weltfremden Politikbetrieb in der Hauptstadt, was zu diesem Eindruck führt.

Als ich nach Berlin zog, und eines Nachts an der Spree am Reichstag und dem angrenzenden Paul-Löbe-Haus vorbeischlenderte, da dachte ich noch: Das sieht aber alles beeindruckend, imposant und jedoch auch hermetisch verriegelt aus - dass es dann doch so leicht ist, das ganze einmal von Innen zu betrachten, hätte ich nicht erwartet. Anscheinend muss man es nur wollen. Der Fall scheint ähnlich gelagert, wie der, den Christopher Lauer plakativ auf das fast aphoristische Diktum - Zitat Christopher Lauer - “Kein Schwanz interessiert sich für Politik" - Zitat ende - bringt. Die Informationen und Möglichkeiten sind alle gegeben, nur muss man entsprechend die Informationen einholen und die Möglichkeiten nutzen. Dies tue ich zu wenig, und auch sonst tuen es bedauerlicherweise viel zu wenige.

Nach Feierabend gehe ich noch zu einem Praktikantentreffen im Paul-Löbe-Haus, was - wie sich herausstellen sollte - jedoch erst am nächsten Tag stattfand. Zum Mindesten konnte ich so ein paar Bilder von der Architektur machen und mich wieder einmal mehr am erhabenen Essen delektieren.

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Das wichtigste zuerst!

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Die hübsche Kantine im Paul-Löbe-Haus…

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